Einblicke in das Lycée Simone Veil und die École supérieure des Agricultures (ESA)

Angers, Frankreich – Im Rahmen des Jobshadowing-Programms im Rahmen von Ersasmus+ besuchte ich das Lycée Simone Veil in Angers, Frankreich. Das ist eine berufsbildende Schule, die Schüler*innen nach der 9. Klasse auf den Weg ins Berufsleben vorbereitet. Hier stehen verschiedene Bildungsgänge zur Verfügung, die den Schüler*innen eine praxisnahe Ausbildung bieten.

Besonders beeindruckt haben mich die pflegerischen und hauswirtschaftlichen Bildungsgänge, in denen projektbasiertes Lernen im Vordergrund steht. Die Schüler*innen arbeiten häufig an komplexen, klassenübergreifenden Aufgaben und erarbeiten ihre Lösungen unter Begleitung der Lehrkräfte. Dies fördert nicht nur die Teamarbeit, sondern auch die Selbstständigkeit der Lernenden und das Entdecken der für sie optimalen Lernwege. Auch außerhalb des Klassenzimmers bleiben die Schülerinnen konzentriert und sind wenig abgelenkt.

Die Lehrkräfte haben dabei die Aufgabe, komplexe Handlungs- und Lernsituationen zu erstellen und geeignete Materialien bereitzustellen. Dabei ist es wichtig, dass die Materialien nicht zu viele Lösungswege vorgeben, um das kreative Potenzial der Schüler*innen zu entfalten. Eine individuelle Begleitung durch die Lehrkräfte stellt sicher, dass die Schülerinnen zielgerichtet arbeiten und die angestrebten Kompetenzen erreicht werden.

Digitale Bildung und moderne Lernprozesse

Das Lycée verfügt über moderne Klassenräume und Fachpraxisräume. Außerdem sind alle Schüler*innen mit Laptops ausgestattet – unabhängig von ihrem sozialen Hintergrund. Dieses Konzept ermöglicht digitales Lernen ab dem ersten Schultag an einer weiterführenden Schule. Die Lehrkräfte treffen sich regelmäßig, um über die Lernfortschritte der Schülerinnen zu beraten und individuelle Unterstützung zu bieten. Unter anderem hat die Nutzung von Moodle als Lernmanagementsystem die Rolle der Lehrkräfte zu Lernbegleiter*innen transformiert.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Bildungssystem

Im Vergleich zum deutschen Bildungssystem gibt es grundlegende Unterschiede. In Frankreich besuchen Kinder bereits ab drei Jahren verpflichtend eine ganztägige Vorschule und entscheiden nach der Grundschule frühzeitig über ihren beruflichen Werdegang. Das duale Ausbildungssystem, das in Deutschland üblich ist, existiert hier nicht. Stattdessen wird die schulische Ausbildung durch Praktika ergänzt.

Nachhaltigkeit im Schulalltag

Ein weiteres zentrales Thema meines Jobshadowings ist die Nachhaltigkeit, die bereits in der frühen Kindheit gefördert wird. An französischen Schulen wird der Umgang mit Ressourcen intensiv thematisiert, was sich auch in der Stadt Angers widerspiegelt, die aktuell eine Auszeichnung als grünste Stadt Frankreichs bekommen hat. Die Stadt legt großen Wert auf Kooperationen mit ebenfalls grünen und nachhaltig wirtschaftenden Städten.

Interkulturelle Kompetenzen

Die französische Gesellschaft ist von ihrer Vielfalt geprägt. Der Umgang mit verschiedenen Kulturen und Religionen ist alltäglich und selbstverständlich. Das Laizitäts-Gesetz von 1905 garantiert die Gleichheit aller Staatsbürger*innen und sorgt dafür, dass Religion im öffentlichen Raum keine Rolle spielt. Dies unterscheidet sich stark von der deutschen Praxis, wo religiöse Symbole oft präsenter sind.

Fazit

Mein Besuch am Lycée Simone Veil und an der ESA in Angers hat mir wertvolle Einblicke in die französische Bildungslandschaft gegeben. Die innovativen Lehrmethoden und der Fokus auf digitale Bildung, personalisiertes Lernen und Nachhaltigkeit bieten spannende Ansätze, die auch für unsere Schule von Interesse sind.

Stefanie Schiller