Unsere Fachoberschule zum eindrucksvollen Besuch in der Synagoge

Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Michael Grünberg öffnet in der Synagoge den Thoraschrank. Foto: Tim Schwerdtner
Michael Grünberg, der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, neben Schulleiter Peter Befeldt inmitten der Schülerinnen und Schüler der Fachoberschule in der Synagoge Foto: Tim Schwerdtner

Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Michael Grünberg berichtete lebhaft über jüdisches Leben in Osnabrück und diskutierte mit den Schülerinnen und Schülern.

Schülerinnen und Schüler der Fachoberschule Agrarwirtschaft, Bio- und Umwelttechnolgie waren in in der Osnabrücker Synagoge zu Gast, wo der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Michael Grünberg das facettenreiche jüdische Leben mit seinen Glaubensinhalten, Geboten und Riten sehr anschaulich, eindrucksvoll und fesselnd sowie gleichermaßen auch sehr humorvoll darstellte.

Selbstverständlich setzten die Männer in der Synagoge die Kippa auf, sie signalisiert Bescheidenheit und Respekt vor Gott. Den Frauen wird das allerdings auch ohne Kopfbedeckung zugetraut.

Zentrale Bedeutung im jüdischen Glauben hat die Thora, sie umfasst die fünf Bücher Mose. In der christlichen Bibel ist sie damit Bestandteil des Alten Testaments, das Juden und Christen gemeinsam haben.

Michael Grünberg öffnete in der Synagoge den Thoraschrank und holte eine Thorarolle hervor, die für ihn eine besondere Bedeutung hat.

Es ist die Thorarolle der ehemaligen jüdischen Gemeinde in Sögel. In der Nacht vom 9. November 1938, als die Synagoge in Sögel von den Nationalsozialisten niedergebrannt wurde, entdeckte der christliche Nachbar und Freund der Familie Grünberg, Bernhard Knipper, in den glühenden Resten des Gebäudes die Thorarolle. Er versteckte sie bei sich im Hohlraum einer Treppenstufe. Obwohl die SS mehrfach das Haus durchsuchte, entdeckte sie sie nicht. Bernhard Knipper übergab die gerettete Thorarolle Louis Grünberg, Michael Grünbergs Vater, als dieser 1945 als einziger Überlebender seiner Familie aus dem KZ wieder nach Sögel kam.

Anfang des 20. Jahrhunderts hatte allein die jüdische Gemeinde in Osnabrück fast 500 Mitglieder, nach der Shoah, dem Holocaust, waren es noch zwölf. Ab den 90er Jahren kamen viele Gläubige aus den ehemaligen Sowjetrepubliken. Heute ist sie mit fast tausend Mitgliedern eine der größten Gemeinden, wobei sie nun allerdings das Gebiet des ganzen ehemaligen Regierungsbezirks Osnabrück umfasst.

Die Integration der neuen Mitglieder sei ein großer Gewinn für die Gemeinde sowie das jüdische Leben in der Stadt, so Michael Grünberg. Den jüdischen Kindergarten und die Drei-Religionen-Schule in Osnabrück sieht er als hervorragende Möglichkeit, um mit Vorurteilen aufzuräumen, damit alle Menschen friedlich miteinander leben können.

Michael Grünberg war in der Woche zuvor mit einer Fraktion des niedersächsischen Landtags in Israel. Daher betonte er die besondere Rolle, die der Staat Israel für das jüdische Leben als sichere Heimstatt nach den Erfahrungen der Shoa innehat.

Auf die Fragen der faszinierten Schülerinnen und Schüler ging Michael Grünberg sehr geduldig und gleichermaßen locker ein, dabei ging es um sehr unterschiedliche Themen von der Beschneidung, dem Eheleben, der Organspende, dem rituellen Bad in der Synagoge, der Sabbatruhe bis zu den Speisegeboten. Michael Grünberg lädt die Schule herzlich dazu ein, gerne mit ihren Klassen die Synagoge wieder zu besuchen.

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